Von Ingo Burkardt

Director Global Customer Group, Amex GBT

Eine so gut besuchte VDR & GBTA Conference Group hatten wir lange nicht mehr. Und es gab ja auch eine Menge Dinge zu bereden: von der Integration der Bahn- in die Flugbuchungen bis zur Anwendung von Methoden der Künstlichen Intelligenz. Es war ein Genuss, das wieder live zu tun.

Was war das voll, was war das toll – so viele Leute habe ich seit Jahren nicht mehr auf der VDR & GBTA Conference gesehen wie vorige Woche in Hamburg. Alle waren da, alle hatten Lust, sich zu treffen und zu reden. Das galt für das Plenum, das galt für die Breakout-Sessions und für die Abendveranstaltungen: alles gut besucht, niemand hat anderen etwas weggenommen. Ich habe es genossen.

Der erste Tag, der Dienstag, war in diesem Jahr ein vollwertiger Programmtag – mit dem wichtigen Thema Nachhaltigkeit und meiner Kollegin Nicole Sautter auf der Bühne. Für alle, die sich mit dem Thema auskennen, brachte dieser Tag nichts bahnbrechend Neues. Aber es geht ja im Moment eher darum, dem Thema mehr Aufmerksamkeit in der Breite zu verschaffen, insofern war der einführende Charakter der Vorträge sehr gut.

Ich habe den Eindruck, dass einigen im Publikum die Augen aufgegangen sind angesichts der Tatsache, dass ihr Unternehmen am 1. Januar 2024, gut sechs Wochen nach der Konferenz, mit dem Reporting der CO2-Emissionen von Reisen anfangen muss. Also praktisch morgen. Falls Sie jetzt schlucken – keine Panik, Amex GBT unterstützt seine Kunden natürlich dabei.

Eine der Diskussionen am dritten Tag war letztlich auch ein Nachhaltigkeitsthema und schaute deutlich tiefer in die Details. Es ging um Intermodalität, etwa um die EU-Initiative „EU-weites multimodales Reisen – neue Spezifikationen für Reiseinformationsdienste“. Damit sind unter anderem Möglichkeiten gemeint, Flüge und Bahnfahrten in einem Prozess zu buchen und in einem Ticket zusammenzufassen, außerdem Möglichkeiten, Bahnfahrten länderübergreifend zu buchen. Beides ist gegenwärtig – nunja, etwas schwierig. Die Lösungen sind da, aber auf verschiedenen Plattformen. Wegen der unterschiedlichen Systeme und fehlender Schnittstellen gerade der Bahnen stehen hier alle TMCs vor großen Herausforderungen.

Wie ich am Rande der Konferenz mitbekommen habe, ist wegen der 2024 anstehenden Europawahl nicht damit zu rechnen, dass „EU-weites multimodales Reisen“ demnächst Fahrt aufnimmt. Es sieht ganz so aus, als müsste der Druck statt von oben besser von unten kommen. Und das wird er.

Denn wir werden 2024 in Europa eine signifikante Verschiebung fort von Flug- und hin zu Bahnreisen sehen. Wie der „Ground Monitor 2023–2024“ von Amex GBT schreibt, prüfen Deutschland, Österreich, Spanien und Skandinavien gesetzliche Regeln, um Reisende zum Umstieg vom Flugzeug auf den Zug zu bewegen. Frankreich verbot im Mai 2023 Inlandsflüge, die durch eine Zugfahrt von weniger als zweieinhalb Stunden ersetzt werden können. Einige der europäischen Kunden von Amex GBT sind innerhalb ihres Landes bereits zu 95 Prozent auf Schienen unterwegs.

Anders gesagt: Regierungen und reisende Unternehmen schaffen bereits Fakten. Es braucht die entsprechende Infrastruktur, für die Buchungen und für das Reporting. Zurzeit blicken alle gespannt auf die ebenfalls für 2024 angekündigte neue Programmierschnittstelle der Deutschen Bahn. Die neue Zusammenarbeit von DB, United Airlines und Lufthansa mit kombinierten Tarifen auf einem einzigen Ticket ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die Hoffnungen sind groß. Es muss etwas passieren.

Drittes großes Thema in Hamburg war die Künstliche Intelligenz (KI). Wirklich alle, so mein Eindruck, versuchen, diese Technik zu nutzen, um die Informationsfluten zu kanalisieren, mit denen sich Reiseberater heute auseinandersetzen müssen. Zwei Fragen müssen insbesondere für Generative KI geklärt werden, auch für Anwendungen in der Reisebranche: die des Datenschutzes und die der Vertrauenswürdigkeit. Wenn „Chat GPT“ wissenschaftliche Quellen erfinden kann, wie mehrfach passiert, sollte man die KI vielleicht nicht nach Flugverbindungen fragen.

Amex GBT hat bereits mehrere Patente für KI-Anwendungen, unter anderem für einen Chatbot, der natürliche Sprache versteht, für individuelle Hotelempfehlungen und für eine Kundenzufriedenheits-Lösung. Wir nutzen also eigene KI-Anwendungen aktiv für unseren Kundenservice. Wenn wir neue Anwendungen entwickeln, legen wir größten Wert auf Sorgfalt, um unsere Datenschutz- und Sicherheitsstandards zu wahren.

Für 2024 laden VDR und GBTA nach Kopenhagen ein. Ich denke, die Bahnbuchung etwa von den Niederlanden über Hamburg nach Dänemark wird noch nicht mit einem Klick möglich sein. Aber Sie können Amex GBT per Chatbot danach fragen. Und Daten zum CO2-Ausstoß für Ihr Reporting bekommen Sie von uns auch. Ich freue mich auf ein volles Haus.