Menschenhandel, eine Form der modernen Sklaverei, ist ein weit verbreitetes Phänomen. Der Begriff bezeichnet die Anwerbung, Beförderung, Unterbringung oder die Übernahme von Menschen durch den Einsatz von Gewalt, Betrug oder Täuschung, um Profit mit ihnen zu machen. Weltweit gibt es schätzungsweise 24,9 Millionen Opfer. Viele davon sind Kinder, die ausgebeutet werden – ihre Arbeitskraft oder aus sexuellen Motiven.

Wie eine frühere Mitarbeiterin von American Express Global Business Travel (Amex GBT) selbst erlebt hat, kann es schon zu einer erfolgreichen Prävention beitragen, wenn Reisende wissen, auf welche Anzeichen sie in diesem Zusammenhang achten sollte. Vor einigen Jahren nahmen sie und einige andere Kollegen unserer Abteilung Meetings & Events (M&E) an einer Konferenz teil, bei der sich einer der Vorträge mit Menschenhandel beschäftigte. Dabei wurden die Teilnehmer auf die Warnzeichen für Menschenhandel aufmerksam gemacht – ein Wissen, das sich bald als nützlich erweisen sollte.

Die ehemalige Mitarbeiterin befand sich auf dem Flughafen auf dem Heimweg von der Konferenz, als sich vor ihren Augen ein Vorfall abspielte, der sie an den Vortrag auf der Konferenz erinnerte. Während sie in der Schlange vor der Sicherheitskontrolle stand, bemerkte sie einen Mann in Begleitung eines Mädchens, das ihr fehl am Platz erschien. Als der Sicherheitsmitarbeiter dem Mädchen eine Frage stellte, verstand es ihn offensichtlich nicht und antwortete nicht. Außerdem trug das Mädchen für die Jahreszeit unpassende Kleidung.

Nachdem die M&E-Mitarbeiterin die Sicherheitskontrolle passiert hatte, rief sie die Hotline an, deren Telefonnummer sie sich auf der Konferenz notiert hatte. Wir wissen zwar nicht, was aus der Angelegenheit geworden ist, weil unsere Mitarbeiterin im Anschluss schnell zu ihrem Gate musste, aber es wird doch deutlich, wie wirksam ein bisschen Wissen sein kann, mit dem sich dann möglicherweise ein Verbrechen verhindern lässt.

Dieser Vorfall spornte einige Mitglieder des Meetings-&-Events-Teams an, weitere Maßnahmen in die Wege zu leiten. Sie machten es sich zur Aufgabe, Kolleginnen und Kollegen bei Amex GBT über die Anzeichen für Menschenhandel aufzuklären und darüber, was zu tun ist, wenn sie ein solches Verbrechen vermuten.

Vor kurzem haben wir diese Schulung fest im Unternehmen installiert und sind zeitgleich eine Partnerschaft mit ECPAT eingegangen. Diese Organisation hat einen Verhaltenskodex für den Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung im Reise- und Tourismusbereich entwickelt. In Zusammenarbeit mit ECPAT haben wir uns verpflichtet, bis 2025 unsere komplette Belegschaft zu schulen. Da der Januar seit dem Jahr 2010 „National Human Trafficking Prevention Month“ ist und das Augenmerk auf die Prävention von Menschenhandel legt, haben wir in diesem Monat mit unseren Schulungen begonnen, angefangen bei den rund 1.300 Mitarbeitern von Meetings & Events.

Rolle der Tagungs- und Veranstaltungsbranche

Die Meetings-&-Events-Branche ist nämlich besonders in der Lage, sich im Kampf gegen diese Menschenrechtsverletzungen zu engagieren. Denn Menschenhändler sind auf Reisenetzwerke angewiesen, um ihr Geschäft zu betreiben. Sie transportieren ihre Opfer mit Flugzeugen, Taxis, Zügen und Bussen über die Grenzen, um sich der Festnahme durch die Strafverfolgungsbehörden zu entziehen. Darüber hinaus wird der Menschenhandel ins Umfeld großer Sportveranstaltungen und Kongresse gelegt, bei denen viele Menschen anwesend sind. Und sexuelle Ausbeutung trägt sich regelmäßig in Hotels zu, von billigen Motels bis hin zu Luxusresorts.

Zwar können Menschen jeden Geschlechts, Alters und sozialen Hintergrunds in jeder Region der Welt Opfer dieses abscheulichen Verbrechens werden, doch machen Menschenhändler häufig Jagd auf Mitglieder marginalisierter Gemeinschaften und haben dabei besonders verletzliche Personen im Blick. So sind Frauen und Kinder unverhältnismäßig häufig vom Menschenhandel betroffen.

Warnzeichen

Reisende können unterwegs zufällig Zeuge von Menschenhandel werden. Damit Sie wissen, worauf Sie achten müssen, haben wir aus den wichtigsten und kompetentesten Quellen die folgenden Warnzeichen zusammengestellt. Werden Sie wachsam, wenn sie folgendes bemerken:

  • Eine Person, die nicht weiß, in welchem Land sie sich befindet oder die nicht weiß, wo sie sich aufhält.
  • Eine Person, die es zulässt, dass andere für sie sprechen, obwohl sie direkt angesprochen wird.
  • Eine minderjährige Person, die ohne Begleitung reist oder mit einer Begleitung, die kein Verwandter oder Vormund ist.
  • Eine Person, die nicht im Besitz eines eigenen Reisepasses/eigener Reisedokumente ist und wenig oder keine persönlichen Gegenstände dabei hat.
  • Eine Person, die für ihr Alter oder das Wetter unangemessen gekleidet ist.
  • Eine Person, die Anzeichen von Vernachlässigung/Misshandlung aufweist, zum Beispiel blaue Flecken, Schnitte, Verbrennungen, Narben oder Unterernährung.
  • Eine Person, die Furcht, Angst oder Nervosität zeigt und den Blickkontakt vermeidet.
  • Viele männliche Besucher kommen und gehen aus einem Hotelzimmer.
  • Ein Erwachsener bewacht die Tür eines Hotelzimmers.
  • Ein „Bitte nicht stören“-Schild hängt für eine ungewöhnlich lange Zeit an der Tür.

Wenn Sie vermuten, dass es sich um Menschenhandel handelt oder Sie eine bedenkliche Situation beobachten, sollten Sie sich zu Ihrer eigenen Sicherheit niemals direkt an einen Verdächtigen wenden. Melden Sie es stattdessen den Behörden, reichen Sie eine Beschwerde beim Hotel ein oder rufen Sie eine vertrauliche Hotline zur Bekämpfung des Menschenhandels an.

Reisende können zur Bekämpfung des Sexhandels beitragen, indem sie Fotos ihrer Hotelzimmer auf die TraffickCam-App der Exchange Initiative hochladen. Menschenhändler stellen zu Werbezwecken regelmäßig Fotos ihrer Opfer in Hotelzimmern ein. Strafverfolgungsbeamte können die Bilder in der Datenbank von TraffickCam durchsuchen, abgleichen und so ihre Ermittlungen vorantreiben.

Amex GBT will dabei helfen, den Menschenhandel auszurotten. Im Rahmen unserer Partnerschaft mit UNICEF USA unterstützen wir die globale Arbeit der Organisation und deren Bemühungen, sich weiter für Bildung in Krisenzeiten einzusetzen – eine zentrale Strategie zur Bekämpfung von Kinderhandel und anderen Formen von Ausbeutung und Missbrauch.

Außerdem sind wir Gründungsmitglied der Arbeitsgruppe Menschenhandel des World Travel & Tourism Council (World Travel & Tourism Council’s Human Trafficking Taskforce), der ersten branchenweiten Initiative, die sich für Nulltoleranz stark macht und sich über Best-Practice-Methoden austauscht, um moderne Sklaverei zu unterbinden. Wir haben kürzlich am WTTC-Bericht „Verhinderung von Menschenhandel: Ein Aktionsrahmen für die Reise- und Tourismusbranche“ (Preventing Human Trafficking: An Action Framework for the Travel and Tourism Sector) mitgewirkt. Dieser Bericht stützt sich auf vier Pfeiler, um das Problem anzugehen: Sensibilisierung, Bildung und Ausbildung, Interessenvertretung und Unterstützung.

Um sich genauer darüber zu informieren, wie wir uns als Amex GBT bei dem Kampf gegen Menschenhandel engagieren und wie wir Menschenhandel in der Lieferkette verhindern und aufdecken wollen, lesen Sie unsere Stellungnahme zum Thema.

Wenn Sie auf Reisen eine verdächtige Situation beobachten und vermuten, dass es sich dabei um einen Fall von Ausbeutung von Minderjährigen handelt, sollten Sie Ihre Beobachtungen auf jeden Fall melden, und zwar unter: www.nicht-wegsehen.net/meldeformular/