von Sesilia Kalß, Germany Team Lead, American Express Global Business Consulting

 

Jahrelang bin ich in High-Heels über die Branchen-Veranstaltungen gelaufen. Vorige Woche zur VDR & GBTA Conference in Berlin hatte ich bequeme Stiefeletten mit niedrigen Absätzen an. Denn nach zwei Jahren im Homeoffice sind meine Füße vollkommen entwöhnt. Auch so äußert sich Pandemiemüdigkeit.

Die Schuhwahl hat sich dann als genau richtig herausgestellt: Selten habe ich eine so legere und gleichzeitig kommunikative Konferenz erlebt. Alle freuten sich, richtige Gespräche an richtigen Messeständen zu führen und gemeinsam an großen Tischen vor einer echten Bühne zu sitzen. VDR-Präsident Christoph Carnier meldete aus den Umfragen seines Verbands vorsichtigen Optimismus. Dass die „VDR & GBTA Conference 2021“ nach der Verschiebung aus dem Herbst die „falsche“ Jahreszahl hatte, trug zu ihrem Charme bei – sie hatte etwas Leichtes.

Einerseits. Andererseits lag der Schatten der russischen Invasion in die Ukraine spürbar über allem. Ich war erleichtert zu wissen, dass American Express Global Business Travel in regelmäßigem Austausch mit Kunden, Reisenden, Kollegen und Partnern in der Region steht und mit unseren Partner-Agenturen zusammenarbeitet, um sich um unsere engsten Kontakte zu kümmern.

Natürlich war weniger los als in früheren Jahren. Dennoch: Ich habe einen Teil unserer Kunden nach jahrelangem Zoomen wieder gesehen, und es waren gute Gespräche. Fast in allen ging es um die zur erwartende Preisentwicklung, um Sicherheit und den Aspekt der Nachhaltigkeit. Gerade die Nachhaltigkeit entwickelt sich zum bestimmenden Thema – auch während der Tagung kam sie in vielen der Programmpunkte vor, die ich verfolgt habe. Die Geschäftsreise-Branche hat verstanden, dass sie die Chance hat, eine weltweite Führungsrolle zu übernehmen. Nachhaltigere Reiseeintscheidungen können in die Unternehmen hineinstrahlen, da fast alle Abteilungen reisen und mit Ihrem Reiseverhalten einen ersten Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten. Wir müssen zukünftig noch enger mit Leistungsträgern und Kunden zusammenarbeiten, um die Geschäftsreise in eine grünere Zukunft zu führen, denn jeder Beitrag zur Vermeidung von CO2 zählt.

Der Wille ist da, das war in Berlin deutlich zu spüren. Das ist eine gute Nachricht, auch wenn am Ende wohl weniger Geschäftsreisen stehen werden. Sie werden dafür gut begründet und vorbereitet sein, effiziente Prozesse und zielgruppengerechte Kommunikation zur richtigen Zeit werden im Travel Management immer wichtiger.

Meine Kollegin Ciska Teunis, Senior Manager Strategic Planning bei Amex GBT, brachte es gut auf den Punkt: Vor etwas mehr als zwei Jahren hätten eine Kreditkarte und ein Pass gereicht, um zu einer Konferenz zu fahren, sagte sie in der Breakout-Session „Strategies for Engaging Travelers to Inspire Confidence, Support Wellbeing“. Zu dieser Konferenz habe sie zusätzlich einen Impf- und einen Testnachweis gebraucht, sie habe wissen müssen, welche Regeln in Bahnen und Taxis gelten, und daran denken müssen, genug Masken einzupacken.

Travel Manager sollten mehr strategische Beziehungen zu den Personalabteilungen aufbauen, um diese zusätzlichen Kommunikations- und Organisationsaufgaben zu bewältigen, lautete ein Fazit ihrer Session. Sie sollten ohne Furcht vor Wiederholungen über alle Kanäle mit den Reisenden in Kontakt treten. „Und sie tun gut daran, auf die Reisenden zu hören, wenn sie wiederkommen.“

Ich weiß es sehr zu schätzen, dass wir uns in Berlin sehen durften. Wir haben uns informiert und vorbereitet, wir waren da, alles hat funktioniert, wir haben bewiesen: Erfolgreiche Geschäftsreisen und Meetings & Events sind ohne Weiteres möglich, und es gibt viel zu besprechen. Das Schuhwerk ist absolut zweitrangig.