von Nora Lovell Marchant, Vice President Global Sustainability, Amex GBT

 

Der Druck auf die Führungsetagen der Unternehmen wächst, auf dem Weg zu Netto-Null-CO2-Emissionen erste Ergebnisse vorzuweisen.

 

Der öffentliche und der private Sektor konzentrieren sich in noch nie dagewesenem Maß auf Netto-Null-Emissionsziele. Die UN-Klimakonferenz im November 2021 in Glasgow (COP 26) hat die Aufmerksamkeit noch erhöht. Der Druck kommt von allen Seiten – von Investoren, Partnern, Belegschaften, Gesetzgebern und natürlich von den Kunden. Verbraucherinnen und Verbraucher interessieren sich zunehmend dafür, wie sich ihre Kaufgewohnheiten auf die Umwelt auswirken. Untersuchungen zeigen, dass Produkte gewünscht werden, die in ihren Augen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg gute Standards für Umwelt, soziales Engagement und Governance (Environmental, Social and Governance, ESG) aufweisen.1

 

 Für 2022 ist zu erwarten, dass Unternehmen ihre Anstrengungen verstärken, um echte Fortschritte bei der Verringerung der Kohlendioxid-Emissionen vorweisen zu können. Das schließt so genannte Scope-3-Emissionen ein, zu denen auch Reisen gehören. Gleichzeitig bleiben Reisen für Unternehmen von großer Bedeutung. Die Welt ist sich stärker bewusst als je zuvor, dass sie ein zentraler Faktor für den Erfolg von Unternehmen, Einzelpersonen und Gemeinschaften sind. Überall dort, wo die Beschränkungen gelockert werden, ist die Nachfrage nach Geschäftsreisen sofort gestiegen – und dieser Effekt wird sich fortsetzen.

 

Der Zwiespalt zwischen Geschäftsreisen und der Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes stellt eine große Herausforderung dar. Aber beim Blick auf die Möglichkeiten, wie Investitionen und Innovationen für emissionsfreies Reisen vorangetrieben werden können, zeigen sich beträchtliche Chancen.

 

Reiseprogramme gehören zu den Kernbereichen, die genau unter die Lupe genommen werden. Travel Manager müssen daher eng mit Stakeholdern, Partnern und Leistungsträgern zusammenarbeiten, um die besten Ansätze zur Reduzierung reisebedingter Emissionen zu finden.

 

Emissionsausgleich

 

 Der am einfachsten verfügbare Mechanismus ist die Klimakompensation, die bis zu 100 Prozent der Treibhausgas-Emissionen eines Unternehmens ausgleichen kann. Amex GBT verwendet seit 2019 Emissionsgutschriften (carbon credits), um die Geschäftsreisen der Belegschaft vollständig zu kompensieren, und nutzt dafür führende Non-Profit-Organisationen wie die Carbonfund.org Foundation, Carbon Footprint und Tasman Environmental Markets. Seinen Kunden bietet Amex GBT zudem Vorzugskonditionen bei diesen zuverlässigen Partnern.

 

Über den Kohlendioxid-Ausstoß hinaus bieten Kompensationen zusätzliche soziale und ökologische Vorteile: Naturbasierte Lösungen wie Wald-, Torf- und Feuchtgebietsprojekte schützen auch die biologische Vielfalt und lokale Gemeinschaften, die für ihre Kultur und ihren Lebensunterhalt auf diese Ökosysteme angewiesen sind. Auf der COP 26 haben mehr als 100 Länder zugesagt, bis zum Jahr 2030 die Entwaldung zu stoppen und rückgängig zu machen – eine Verpflichtung, die für 85 Prozent des weltweiten Waldbestandes gilt. Der Markt für Klimakompensationen wird in diesem entscheidenden Jahrzehnt eine wichtige Rolle dabei spielen, die Klimafinanzierung stärker auf diese Forstprojekte zu lenken.

 

Carbon Insets

 

 Während Klimakompensationen ein guter Weg sind, um Kohlendioxid-Emissionen auszugleichen oder zu neutralisieren, ermöglicht das neue Konzept so genannter Carbon Insets es den Unternehmen, Treibhausgas-Emissionen direkt innerhalb der Lieferkette zu reduzieren. Das funktioniert zum Beispiel durch Investitionen in sauberere Energiequellen wie nachhaltiges Flugbenzin (Sustainable Aviation Fuel, SAF).

 

SAF kann die Kohlendioxid-Emissionen im Vergleich zu fossilem Kerosin um 80 Prozent reduzieren.2 SAF ist kurz- und mittelfristig die praktikabelste Möglichkeit für Netto-Null-Emissionen in der Luftfahrt.

 

Andere Technologien sind wichtig und vielversprechend – unter anderem hat die britische Regierung ihre Unterstützung für die Entwicklung von emissionsfreien wasserstoffbetriebenen Flugzeugen angekündigt –, allerdings noch weit davon entfernt, als Lösung für den breiten Publikumsverkehr wirklich etwas zu bewirken. Die Steigerung der SAF-Produktion und die Deckung der wachsenden Nachfrage sind zwar ein Kraftakt – aber etwas, das die Branche gemeinsam erreichen kann. Die Zusammenarbeit von Amex GBT und Shell Aviation beispielsweise wird sowohl zu mehr Angebot von als auch zu mehr Nachfrage nach SAF führen: Die Nachfrage der Unternehmen wird gebündelt, und Investitionen und Produktion werden ermöglicht.

 

Die Macht der Daten

 

 Daten sind der Schlüssel zu wirksamen Maßnahmen. Indem sie für die Datenanalyse mit Partnern zusammenarbeiten, können Travel Manager die Effekte ihrer Maßnahmen messen – sei es die Buchung von Hotels mit Nachhaltigkeits-Zertifizierung, die Wahl von emissionsärmeren Flugzeugen, der Umstieg vom Flugzeug auf die Bahn oder die Nutzung von Elektrofahrzeugen. Für solche Initiativen müssen Travel Manager mit Partnern, Leistungsträgern und auch den Reisenden zusammenarbeiten, um das notwendige Change-Management zu erleichtern.

 

Die Geschäftsreisebranche kann widerstandsfähig, einfallsreich und kooperativ sein – das hat die Pandemie gezeigt. Jetzt müssen diese Stärken genutzt werden, um die größten Herausforderungen für unseren Planeten und für unsere Branche anzugehen.

 

Überlegungen zum Aufbau eines nachhaltigen Reiseprogramms

  • Kein Unternehmen schafft das allein. Arbeiten Sie mit Dienstleistern für Geschäftsreise und Meetings & Events zusammen.
  • Stellen Sie den Status quo in Frage, sprechen Sie mit Ihren Führungskräften und Stakeholdern über Möglichkeiten, das Reiseprogramm nachhaltiger zu gestalten.
  • Tracking und Reporting sind der erste Schritt zur Verringerung der Kohlendioxid-Emissionen.
  • Lässt sich Auswahl der Leistungsträger in den Buchungstools beeinflussen?
  • Sorgen Sie für ein Angebot nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen – werfen Sie Ihre Kaufkraft für die gute Sache in die Waagschale.
  • Investieren Sie in Klimakompensationen, um Kohlendioxid-Emissionen sofort auszugleichen und zu neutralisieren.
  • Investieren Sie in Carbon Insets, um die Verfügbarkeit von SAF jetzt und in Zukunft zu steigern.

 

1 „Tectonic shifts: How ESG is changing business, moving markets, and driving regulation.“ Deloitte, 29. Oktober 2021, www2.deloitte.com/uk/en/insights/topics/strategy/esg-disclosure-regulation.html.

2 „Developing Sustainable Aviation Fuel (SAF).“ International Air Transport Association (IATA), www.iata.org/en/programs/environment/sustainable-aviation-fuels.