Die Menschen sind verschieden. Um dieser uralten Tatsache gerecht zu werden, hat American Express Global Business Travel (GBT) ein Exzellenzzentrum für Vielfalt, Gleichstellung und Inklusion (Diversity, Equity, and Inclusion, DE&I) gegründet und gezielt nach Verbesserungsmöglichkeiten im Unternehmen gesucht.

Ziel ist zum einen, dass alle im Unternehmen fair und gerecht behandelt werden. Zum anderen soll die weltweite Belegschaft die Kunden, Partner und Communitys im Umfeld von GBT spiegeln.

DE&I ist auch für reisende Unternehmen ein Thema. Es ist wichtig, Reiseprogramme zu prüfen und sicherzustellen, dass sie die Einzigartigkeit aller Mitarbeiter:innen respektieren. Mit einer Reiserichtlinie, die Chancengleichheit und Inklusion fördert, können alle die Vorteile, die Geschäftsreisen ohne Frage haben, für sich nutzen.

GBT setzt es sich zum Ziel, alle Hindernisse bei der Planung und Buchung zu beseitigen. Diese Verantwortung nimmt GBT sehr ernst. Es ist das übergeordnete Ziel, dass alle Reisenden selbstbewusst mit ihrer authentischen Persönlichkeit reisen können. Mit Blick auf die unterschiedlichen sozialen Identitäten unter den Mitarbeiter:innen eines Unternehmens ist es wichtig herauszufinden, was genau sie brauchen, welchen Herausforderungen sie sich gegenübersehen und wo Verbesserungen angezeigt sind.

Die Empfehlungen von GBT

Ein großer Schritt in diese Richtung ist die Einführung eines stabilen und gut kommunizierten DE&I-Programms. Auch wenn jedes Unternehmen seine eigene Sicht auf die Dinge hat – GBT macht gute Erfahrungen mit Netzwerkgruppen, die von Mitarbeiter:innen geleitet werdern und allen offen stehen. Solche Gruppen bringen klassischerweise unterrepräsentierte Menschen und ihr Umfeld zusammen und liefern Travel Manager wertvolle Erkenntnisse, beispielsweise um die Bedürfnisse der LGBTQ+-Community zu evaluieren. Wenn sie dem Austausch von Ideen, Interessen und Herausforderungen zuhören, können Travel Manager ein Reiseprogramm schaffen, das alles berücksichtigt.

Eine einfache Frage brachte die Erkenntnisse ins Rollen

Eine der von Mitarbeiter:innen geführten LGBTQ+-Netzwerkgruppen bei GBT hat die Frage eines Kunden aufgeworfen, die definitiv einen näheren Blick wert ist: Können die Reiseunterlagen so formuliert werden, dass sich auch non-binäre Identitäten darin wiederfinden? Auf den ersten Blick scheint es einfach: Man muss lediglich die Buchungssysteme so justieren, dass sie die dritte Geschlechtsoption „divers“ bieten. Aber so einfach ist das nicht. Und zwar aus folgenden Gründen.

Buchungssysteme sind Teil eines sehr großen Gesamtsystems (eines „Ökosystems“), und es bräuchte eine übergreifende Norm für Geschlechtsangaben. Gegenwärtig gibt es sehr unterschiedliche Herangehensweisen. So verlangen Länder, die bereits auf die eine oder andere Art ein drittes Geschlecht in Pässen zulassen, möglicherweise ärztliche Bescheinigungen oder andere Dokumente und Verfahren als Nachweis. Und auch wenn Pässe eine nicht-binäre Option enthalten, gibt es keine Garantie dafür, dass die Grenzbehörden anderer Länder das für die Einreise, den Transit oder den Rechtsschutz zulassen. Mit anderen Worten: Alle Beteiligten müssen bereit sein, die Verwendung von „X“ als drittes Geschlecht zu akzeptieren oder anzuerkennen. Es reicht nicht, wenn die Buchungstool-Entwickler an der Einbettung eines dritten Geschlechts arbeiten – es muss einiges mehr passieren, bevor das tatsächlich genutzt werden kann.

Alles beginnt mit amtlichen Ausweis-Dokumenten. Auch wenn die Geschlechtsangabe im Pass nicht dieselbe zu sein braucht wie die in der Geburtsurkunde, die Angabe in den Reisedokumenten muss mit dem Reisepass und anderen amtlichen Ausweisen übereinstimmen. GBT rät Reisenden, für Buchungen das Geschlecht anzugeben, das in ihrem Reisepass oder ihrem Personalausweis verzeichnet ist, um unterwegs unnötigen Aufwand zu vermeiden. Die US-amerikanische Sicherheitsbehörde Transportation Security Administration empfiehlt im Übrigen dasselbe.

Was schon geschehen ist und was gerade geschieht

Hoffnungszeichen. Anfang 2019 haben zwei große Verbände – Airlines for America (A4A) aus den USA und die International Air Transport Association (IATA) – einem internationalen Best-Practice-Standard zugestimmt, der für Reisende mit non-binären Geschlechtern Optionen in den Ausweisen vorsieht. Kurz danach war United Airlines die erste US-Fluggesellschaft, die non-binäre Angaben bei der Flugbuchung ermöglichte. Im selben Jahr führte American Airlines die Geschlechtsangaben „X“ und „U“ für Flugbuchungen ein. Viele andere große US-Airlines und Globale Buchungssysteme (GDS) passen ihre Systeme ebenfalls an (oder haben es schon), um die Option „X“ einzuführen. Reisende müssen immer beachten, dass das angegebene Geschlecht mit dem im amtlichen Ausweis wie dem Reisepass oder dem Personalausweis übereinstimmen muss.

Akzeptanz auf Länderebene. Im Oktober 2021 berichtete die US-Zeitschrift „Newsweek“, dass mindestens 15 Länder ihren Bürger:innen ermöglichen, ihr Geschlecht im Reisepass in eine non-binäre Kennung oder ein drittes Geschlecht zu ändern. Die Niederlande wollen Geschlechtsangaben sogar ganz aus den amtlichen Ausweisen entfernen.

Dies sind die Länder, die die Geschlechtsangabe „X“ im Reisepass erlauben – mit der Einschränkung, dass möglicherweise jedes Land die Geschlechteridentifikation anders definiert: Argentinien, Australien, Dänemark, Deutschland, Indien, Irland, Island, Kanada, Kolumbien, Malta, Nepal, Neuseeland, Niederlande, Österreich, Pakistan.

Die USA fehlen noch in der Liste, geben aber Gas: Das US-Außenministerium gab am 27. Oktober 2021 per Pressemitteilung bekannt, den ersten Reisepass mit der Geschlechtsangabe „X“ herausgegeben zu haben. In der ersten Jahreshälfte 2022 sollen die Systeme und Formulare vollständig darauf ausgerichtet sein, so dass diese Option für alle Anträge auf Reisepässe offensteht. Gut zu wissen: Auf der Seite travel.state.gov/gender veröffentlicht das Büro für Konsularangelegenheiten des Ministeriums Neuigkeiten zum Thema.

Wenn immer mehr Länder non-binäre Geschlechtsangaben in Reisedokumenten erlauben, müssen die entsprechenden Aktualisierungen in den elektronischen Systemen des Reisens (im „Öko-System“) vorankommen. Die jüngsten Entwicklungen sind vielversprechend.

Natürlich brauchen Veränderungen, die über Ländergrenzen hinweg gelten und eine ganze Branche betreffen, sowohl Zeit als auch einen gewissen Kulturwandel. Dennoch bewertet GBT den stetigen Fortschritt als ermutigend. GBT unterstützt Regierungen, die Geschlechterbezeichnungen neu bewerten. Wir wissen, dass Akzeptanz es Menschen aller Lebensbereiche erleichtert, frei und als ihr wahres authentisches Ich zu reisen.

So kann GBT helfen

Travel Manager, die die Anforderungen ihrer Reisenden analysieren und ihre Reiserichtlinien stärker an Gleichheit und Inkluson ausrichten wollen, können sich an diesen Fragen orientieren:

  • Ergreift Ihr Unternehmen Maßnahmen, damit sich alle Mitarbeiter:innen ungeachtet ihrer sexuellen Orientierung, ihrer selbst gewählten Anrede und Ihrer Profile wohlfühlen?
  • Stellen Sie Informationen bereit über begrüßenswerte und diskriminierende Praktiken bei Reisebuchung und Hotelauswahl?
  • Bieten Sie Angestellten, die diskriminiert wurden, Unterstützung?
  • Schaffen Sie Gruppen, über die sich Mitarbeiter:innen gegenseitig unterstützen, und Fokusgruppen für Workshop-Lösungen?
  • Gibt es im Intranet des Unternehmens ein Forum, in dem Menschen ihre Erfahrungen mit diskriminierendem Verhalten melden und sich über die lokale Situation austauschen können?

Weitere Hinweise bietet der (englischsprachige) Artikel „5 Questions to Weigh When Integrating Diversity, Equity, and Inclusion Into a Travel Program“, der sich mit weiteren Fragen der Integration von DE&I in Reiseprogramme auseinander setzt.